Vorteile und Herausforderungen zur Übernahme eines Pflegedienstes

In einer Zeit, in der viele InhaberInnen von Pflegediensten das Rentenalter erreichen, wird die Übernahme eines etablierten Pflegedienstes zu einer immer attraktiveren Alternative zur Neugründung.

Vorteile der Übernahme

Schnellerer Start

Im Gegensatz zur Neugründung sind bei der Übernahme eines Pflegedienstes viele grundlegende Arbeiten bereits erledigt. Der Nachfolger kann sich darauf konzentrieren, das Unternehmen weiterzuführen und zu verbessern, was einen schnelleren Start ermöglicht.

Bestehende Strukturen nutzen

Die Übernahme eines etablierten Pflegedienstes ermöglicht, bestehende Strukturen, Kundenbeziehungen und Mitarbeiter zu nutzen. Dies kann den Übergang erleichtern und das Wachstum fördern.

Arten der Übernahme

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Pflegedienst zu übernehmen:

1. Familiäre Nachfolge: Hierbei übernimmt ein Familienmitglied den Betrieb. Dies kann besonders schwierig sein, wenn der Nachfolger im Betrieb gelernt hat und der bisherige Inhaber/die bisherige Inhaberin teilweise im Betrieb verbleibt.
2. Übernahme durch Pflegedienstleitung: In diesem Fall übernimmt eine Person aus der Pflegedienstleitung den Betrieb. Hier sind die neue Rolle und die Übernahme anderer Pflichten und Aufgaben entscheidend.
3. Übernahme durch andere Träger: Andere Träger von Pflegediensten und Pflegeeinrichtungen können ebenfalls den Betrieb übernehmen.

Bewertung und Kaufpreis – Unternehmensbewertung

Die Unternehmensbewertung ist die Grundlage für die Ermittlung eines angemessenen Kaufpreises. Auf dieses Thema gehen wir in einem Folgeartikel ein.

Kaufangebote und Gesuche

Online-Börsen bieten hier einen ersten Eindruck von Kaufangeboten und Gesuchen. Dies kann bei der Suche nach dem richtigen Pflegedienst hilfreich sein.

Schritte nach der Übernahme

Prüf-, Integrations- und Entwicklungsschritte

Nach der Übernahme ist es wichtig, strukturierte Prüf-, Integrations- und Entwicklungsprozesse durchzuführen. Diese Schritte sollten transparent erklärt und mit Wertschätzung gegenüber den Leitungskräften und MitarbeiterInnen durchgeführt werden.

Drei standardisierte Schritte:

1. Detaillierte und strukturierte Bestandsaufnahme: Hierbei wird eine umfassende Analyse des Unternehmens nach einem festgelegten Kriterienkatalog durchgeführt.
2. Klärung und Besprechung der Ergebnisse: Die Ergebnisse werden mit der neuen Leitung und den MitarbeiterInnen besprochen, und es werden strategische Absprachen getroffen.
3. Überprüfung der Vereinbarungen: Nach etwa 6 Monaten wird die Entwicklung überprüft und weitere Planungen werden festgelegt.

Herausforderungen:

1. Rechtliche und regulatorische Fragen: Pflegedienste müssen oft zahlreichen gesetzlichen und regulatorischen Vorschriften entsprechen. Die Übernahme könnte erfordern, dass der/die neue Eigentümer/in verschiedene Lizenzierungen und Zertifikationen erneuert oder erhält, was zeitaufwendig und kompliziert sein kann.
2. Personalmanagement: MitarbeiterInnen in einem Pflegedienst benötigen spezielle Qualifikationen und Ausbildungen. Die Übernahme kann Veränderungen im Management oder der Unternehmenskultur mit sich bringen, die das Personal verunsichern können. Mitarbeiterbindung und -motivation könnten in der Übergangsphase herausfordernd sein.
3. Finanzielle Bewertung: Die korrekte Bewertung eines Pflegedienstes kann komplex sein, da es viele variable und weniger greifbare Faktoren wie Goodwill, Kundenbeziehungen und das Potenzial für zukünftiges Wachstum gibt.
4. Integration von Systemen und Prozessen: Wenn es sich um die Übernahme durch ein anderes Unternehmen handelt, kann die Integration von Buchhaltungssystemen, Betriebsprozessen und Technologien eine erhebliche Herausforderung darstellen.
5. Qualitätskontrolle und Betriebsstandards: Der/die neue Eigentümer/in muss sicherstellen, dass die Betriebsstandards und die Qualität der Pflege aufrechterhalten oder sogar verbessert werden. Das erfordert möglicherweise eine sorgfältige Überprüfung und Anpassung der bestehenden Verfahren und Protokolle.
6. Kundenbeziehungen: Bei einem Wechsel des Eigentümers/der Eigentümerin oder des Managements könnte es zu Verunsicherungen bei den Kunden kommen. Es kann notwendig sein, Kundenbeziehungen zu stabilisieren und Vertrauen durch klare Kommunikation und Transparenz aufzubauen.
7. Kulturelle Passung: Die Unternehmenskultur und -philosophie könnten sich von den Erwartungen oder dem Stil des neuen Eigentümers/der neuen Eigentümerin unterscheiden, was zu Konflikten führen könnte.
8. Verträge und Vereinbarungen: Die Überprüfung und Neuverhandlung bestehender Verträge und Vereinbarungen mit Lieferanten, Subunternehmern und anderen Dritten kann sich als komplex und zeitaufwendig erweisen.
9. Versteckte Mängel oder Verbindlichkeiten: Bei der Due-Diligence-Prüfung könnten versteckte oder unerwartete Verbindlichkeiten, Rechtsstreitigkeiten oder andere Risiken ans Licht kommen.
10. Markenimage und Reputation: Der Ruf des Pflegedienstes in der Gemeinschaft und der Branche kann ein kritischer Erfolgsfaktor sein. Der neue Eigentümer/die neue Eigentümerin muss sich dieser Aspekte bewusst sein und möglicherweise Strategien entwickeln, um das Markenimage aufrechtzuerhalten oder zu verbessern.

Fazit

Die Übernahme eines Pflegedienstes erfordert daher eine sorgfältige Planung, Due Diligence und möglicherweise die Unterstützung von Fachleuten wie Rechtsanwälten, Buchprüfern und Branchenexperten, um die zahlreichen möglichen Probleme und Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Die Übernahme eines Pflegedienstes ist somit eine komplexe und in vielen Fällen lohnende Aufgabe. Mit der richtigen Vorbereitung, Bewertung und Integration kann die Nachfolge zu einer Chance für Wachstum und Verbesserung werden. Die Unterstützung durch Checklisten, Expertenbewertungen und eine klare Kommunikation mit den Mitarbeitern trägt dazu bei, den Übergang reibungslos und erfolgreich zu gestalten.